Gesundheitssystem in Deutschland...

Begonnen von Marvel, 25. Dezember 2004, 14:11:09

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Marvel

So so, die Akademiker aus der 70er Jahren sind also schuld am Versagen unseres Systems...  Das sehe ich völlig anders! Schuld sind wohl eher die Politiker und Krankenkassen, die den Misbrauch erst ermöglicht haben. Schuld sind auch die Politiker und Krankenkassen weil sie damals nichts dagegen getan haben. Und schuld sind auch die Politiker und Krankenkassen weil sie das System bisher nicht entsprechend geändert haben. Man kan nicht Akademiker, die vor 30 oder 40 jahren aktiv waren, dafür veranwortlich machen, dass unser System heute nicht mehr funktioniert. Man hätte es längst ändern können/müssen... Das ist genau so als würde man einem Kind den Schlüssel für den Süßwarenladen geben und ihm hinterher die Schuld geben weil es den Laden mit den Süßigkeiten leer genascht hat...  :D:

Mittlerweile hat man zwar einige Dinge geändert, aber wieder mal nur zu Lasten der kleinen Leute! Damit tragen die Kleinsten wieder die größte Last...

martinf112

Rücklage wurden ja schon gebildet, allerdings wurden diese in kürzester Zeit einfach aufgebraucht. Die gesamten Sicherungssystem in Deutschland beruhen nun mal auf dem Gemeinschaftsprinzip, dh. alle zahlen ein, und jeder hat ein Anrecht auf Leistung. Das Problem ist eben einfach, daß die Kosten explodiert sind und daß durch die grassierende Arbeitslosigkeit immer weniger Leute einzahlen können. Siehe auch Rentenversicherung.
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

The Brick

ZitatIch sehe da keinen Zusammenhang!  :pillepalle:

Hätte mich jetzt auch sehr gewundert...  :pillepalle:  ;D

ZitatDie ganze Problematik entsteht erst durch falsches Management und dumme Politik. Die Krankenkassen arbeiten nicht effektivund sie arbeiten nicht präventiv. Man könnte sehr viel Geld sparen, wenn die Kassen nicht so träge, dumm und engstirnig wären. Präventives Arbeiten würde vielen Patienten jede menge Unannehmlichkeiten ersparen und die Kosten senken...

Wo ist denn bitte da der Unterschied zu dem was ich geschrieben habe, bis auf, daß die Wortwahl eben anders ist?
Letztendlich sollte unser Gesundheitssystem nach dem Motto "Spare in der Zeit, dann haste in der Not" funktionieren, aber das geht eben nicht, weil sich in den "fetten oder fetteren Jahren" alle die Taschen vollgestopft haben und eben keine "Rücklagen" oder ähnliches geschaffen wurden. Und mit wem waren während der fetten Jahre die Posten besetzt? Mit den Akademikern der 50er bis 70er Jahre, die schlummern jetzt mit dicken Pensionen unter Palmen und die normale Bevölkerung soll sich mal am Riemen reißen... schon irgendwie witzig wenns nicht so traurig wäre, oder?  :finger:
Einmal Avalanche, immer Avalanche

Marvel

Am besten finde ich immer das Gejammer der Krankenkassen "kein Geld, wir müssen alle sparen" und dann werden neue Bürokomplexe gebaut, damit sich die Krankenkassen an der Seite der Banken nicht zu klein vorkommen...  :D:

ZitatDer Fall von Marvels Frau ist eine Farce, das ist klar, aber ich sehe im weiten Feld sie Schuld eher bei unseren hochbezahlten nimmersatten Akademikern der vergangenen Jahrzehnte!

Was bitte haben die Akademiker der 70er Jahre damit zu tun, dass heute Apotheker falsch beraten und falsche Medikamente rausgeben, 4 Augenärzte 2 Wochen lang nicht erkennen was die Ursache für die Unannehmlichkeiten des Auge ist und  eine einfache, billige, hilfreiche Methode von der Krankenkasse nicht übernommen wird, jedoch eine teure, überflüssige Operation bezahlt wird? Ich sehe da keinen Zusammenhang!  :pillepalle: :D:

Die ganze Problematik entsteht erst durch falsches Management und dumme Politik. Die Krankenkassen arbeiten nicht effektivund sie arbeiten nicht präventiv. Man könnte sehr viel Geld sparen, wenn die Kassen nicht so träge, dumm und engstirnig wären.  Präventives Arbeiten würde vielen Patienten jede menge Unannehmlichkeiten ersparen und die Kosten senken...

ZitatUnd dass unser Gesundheitssystem "Kacke" ist, kann ich so nicht bestätigen. Ich weiß, der ewige Vergleich mit den USA hängt vielen zum Halse raus, aber dort wären viele doch mit unserer Versorgung froh. Auch unzählige Millionen in Afrika und Asien wären sicherlich froh, wenn sie unsere Minimumversorgung in Anspruch nehmen könnten. Es ist halt immer eine Sache von Anspruch und Wirklichkeit!

Natürlich sind wir im Vergleich zu anderen Ländern in Deutschland gut versorgt. Aber nur weil es in anderen Ländern noch schlechter ist, muss man unser System nicht immer schönreden... Die Versorgung in Deutschland ist natürlich gut. In anderen Ländern gibt es oft gar keine Versorgung. In erster Line dient unser Gesundheitssystem aber nur dazu, den Krankenkassen die Kassen zu füllen. Der Mensch steht dabei nicht im Vordergrund. Und deshalb ist unser System scheiße... Ein gutes System wären in meinen Augen:

Abschaffung der Krankenversicherung, Behandlung auf Rechnung und jeder bezahlt das was er bezahlen kann, wenn er es muss. Mit anderen Worten, ich gehe zum Arzt wenn ich krank bin und bezahle die Behandlung in der Höhe abhängig von meinen Einkommen. Die Krankenkassen sind im Prinzip völlig überflüssig, kosten nur zig Millionen an Verwaltungsaufwand, die Kassen stecken jedes Jahr riesen Summen in ihre taschen und wir bezahlen Monat für Monat obwohl wir gar nicht krank sind. Wenn jeder direkt den Arzt selbst bezahlt und immer nur so viel bezahlt muss wie er bezahlen kann, gibt es keine Probleme. Natürlich scheitert dieser Idealfall wieder an der Gier der Reichen, die nicht mehr zahlen wollen als arme Leute. Und wahrscheinlich auch daran, dass viele Ärzte nicht Medizin studieren um Menschen zu helfen, sondern um viel Geld zu verdienen. Die Gier ist das Übel und die Ursache aller Probleme...

martinf112

Ich denke einfach mal, daß es in diesem Fall so ist, wie bei allem anderen auch. Es gibt mehr als nur einen Schuldigen. Ich denke mal, daß die Dinge, die Foote genannt hat, durchaus richtig sind. Allerdings haben sicherlich auch die Kassen eine Mitschuld. Wenn man im Geld schwimmt und es dann raushaut, statt zu sparen, hat man irgendwann nichts mehr.

Und natürlich ist es für die Kassen schwer zu erklären, daß sie Millionen an Überschüssen haben, die Beiträge aber trotzdem nicht senken wollen. Das ist doch ein typischer Fall von Schwarzer Peter!
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

The Brick

@ Marvel
Erstmal Gute Besserung an deine Frau  :)

Ich habe in der Familie einen ähnlich seltsamen Fall, der aber wohl kaum noch ein positives Ende nehmen kann. Grob gesagt handelt es sich um einen im Mai nicht bewilligten orthopädischen Schuh und einem daraus resultierenden akuten Charcot-Fuß ( hoffe, daß es so richtig ist ) auf deutsch ein Fuß in dem sich die Knochen aufgrund einer Diabetes auflösen und der somit keine Belastung mehr erfahren darf, Fazit Rollstuhl, da sich das ganze am anderen Fuß auch schon zeigt und um es einzugrenzen ist eben der Rollstuhl das letzte Mittel.

300 Euro ein paar Schuhe

2500 Euro Kosten bisher durch Heilmittel etc.

Sinn oder Unsinn?

Das sind einfach Fakten, aber, ich wäre nicht foote52 wenn es nicht ein "aber" gäbe, oder :D:

Die jetzige Misere ist eine Folge der unkontrollierten Arbeitsweise der Ärzte und Apotheken der 50er bis 70er Jahre, bis der Ärzte oder Rezeptskandal einiges zu Tage gefördert hat, also ist es sehr einfach alles den Kassen in die Schuhe zu schieben, oder? Weniger Ignoranz und Opportunismus, dafür mehr Übersicht und Weitsicht hätten so einiges verhindern oder zumindest verlangsamen können.

Der Fall von Marvels Frau ist eine Farce, das ist klar, aber ich sehe im weiten Feld sie Schuld eher bei unseren hochbezahlten nimmersatten Akademikern der vergangenen Jahrzehnte!  :finger:
Einmal Avalanche, immer Avalanche

martinf112

Zunächst einmal sorry, ich dachte wirklich, es handele sich um eine Sache, die nicht Marvel persönlich betrifft.

Und dass unser Gesundheitssystem "Kacke" ist, kann ich so nicht bestätigen. Ich weiß, der ewige Vergleich mit den USA hängt vielen zum Halse raus, aber dort wären viele doch mit unserer Versorgung froh. Auch unzählige Millionen in Afrika und Asien wären sicherlich froh, wenn sie unsere Minimumversorgung in Anspruch nehmen könnten. Es ist halt immer eine Sache von Anspruch und Wirklichkeit!
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

Gast

Wenn ich es richtig gelesen habe geht es schon um Marvels Frau.Wegen der Praxisgebühr die sollen dir ne rechnung geben zum Überweisen dann überweist du aber einfach nicht.Die Praxis ist heute gängig da die Ärzte meistens keine Zeit haben die Gebühr einzutreiben.
Tja das Gesundheitssystem war schon immer Kacke.Als Kohle da war wurde sie mit vollen Händen ausgegeben und jetzt wird auf kosten der wirklich Kranken gespart.
Das Problem ist das in den Führungsebenen Leute sitze die Null Ahnung haben.

Marvel


martinf112

Ich glaube, es geht nicht um Marvel´s Frau!  :D:
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

Gast

oh man scheiße, deine Frau musste ja höllenqualen durchstehen!!! Ich möchte nicht tauschen, aber man sieht mal wieder: Die Gesundheit des Patienten ist scheiß egal, hauptsache abkassieren...
Gute Besserung deiner Frau!!!!

Gruß

Marvel

Heute will ich mal eine Anekdote aus dem Gesundheitswesen in unserem Land erzählen...

Eine Frau wird seit einiger Zeit von einem schmerzhaften Augenleiden geplagt. In der Annahme, es sei ein Gerstenkorn, begibt sie sich auf den Weg in eine Augenklinik. Nach Zahlung der 10 Euro Praxisgebühr stellt eine Ärztin fest, dass sich ein Fremdkörper im Auge befindet, der sich als Eisenspan herausstellt. Der Fremkörper muss operativ entfernt werden. Um den Eisenspan zu entfernen muss die Hornhaut verletzt werden. Da es nach einigen Tagen noch keine Besserung gibt, geht die Frau erneut in die Augenklinik. Bei näherer Untersuchung stellt man fest, dass man etwas übersehen hat, einen zweiten Fremkörper, ebenfalls ein Eisenspan. Erneut muss zur Entfernung des Fremdkörpers die Hornhaut verletzt werden. Nach der zweiten Operation tritt Besserung ein. Tropfen und Salbe sollen den Heilungsprozess unterstützen.

Nach 4 Tagen wird der Zustand des Auge wieder schlechter. Mit starken Schmerzen sucht die Frau erneut die Augenklinik auf. Dort stellt man fest, dass sich das Auge entzündet hat. Die Wunde im Auge sei eigentlich nur klein, darum verstehe man nicht, dass sie so große Schmerzen hat, meint der Arzt. Ihre Augen seien wohl besonders empfindlich. Aber es sei nicht schlimm, das wird schon wieder. Mit einem Rezept geht die Frau in eine Apotheke. Das Medikament, das man der Frau verschrieben hat, ist in der Apotheke nicht vorrätig.  Daher gibt man ihr ein anderes Medikamant, mit der Aussage, dieses Medikament könne sie auch dafür nehmen.

Der Zustand wird nicht besser, die Schmerzen sind kaum zu ertragen. Ein weiterer Besuch in der Augenklinik ist nicht zu vermeiden. Der Arzt fragt ob sie das Medikament nicht genommen habe. Die Frau erklärt den Ablauf in der Apotheke und zeigt dem Arzt das Medikamant. Der Arzt ist überrascht und erläutert der Frau, dass dieses Medikament falsch  und für die Entzündung verantwortlich sei. Gegen die Schmerzen kann man ihr zwar jetzt nichts verschreiben, da es für Augen keine Schmerztropfen gibt, aber eine Salbe und Tropfen gegen die Entzündung und gegen Austrocknen des Auge verschreibt ihr der Arzt. Die Frau geht in eine andere Apotheke und löst dort das neue Rezept ein. Die Salbe auf dem Rezept ist natürlich nicht vorrätig und so gibt man ihr eine andere Salbe.

Nach 2 Tagen werden die Schmerzen immer unerträglicher. Wieder sucht die Frau die Augenklinik auf. Dort stellt man fest, dass sich nun die Netzhaut vom Auge gelöst hat. Die Frau zeigt dem Arzt das Medikament. Der Arzt ist verärgert. Die Frau sollte eigentlich eine Salbe ohne Konservierungsstoffe nehmen. In der Apotheke hat man ihr aber eine Salbe mit Konservierungsstoffen gegeben. Damit die Netzhaut wieder anwachsen kann setzt der Arzt nun eine spezielle Linse ein, eine Art Druckverband. In einer dritten Apotheke bekommt sie dann auch endlich die richtigen Medikamente.

Die Schmerzen werden und werden nicht besser, die Frau verliert langsam den Verstand. Durch den Druckverband hat sich auf dem Auge ein Ödem gebildet. Nach weiteren Untersuchungen in der Augenklinik und weiteren Medikamenten feiert man Heiligabend unter nicht so ganz erwünschten Umständen.

Am ersten Weihnachtstag macht sie sich dann auf den Weg zu einem anderen Augenarzt, der an diesem Wochenende Notdienst hat. Dort sind erstmal wieder 10 Euro Praxisgebühr fällig. Dieser Arzt erklärt ihr dann, dass die Wunde im Auge recht groß sei. Er gibt ihr Tropfen gegen die Schmerzen und Entzündung mit, die man in der Augenklinik offenbar gar nicht kannte. Zur Behandlung schlägt er eine Operation oder eine Sauerstofftherapie vor. Die Operation wird natürlich von der Krankenkasse bezahlt, ist aber wie jede Operation ein Risiko. Die Sauerstofftherapie, eine Behandlung der Heilpraktiker,  unterstützt lediglich den Heilungsprozess, wird aber nicht von der Krankenkasse bezahlt werden.  Die Frau entscheidet sich für die Sauerstofftherapie. Bereits nach der ersten 20-minütigen Behandlung gehen die Schmerzen merklich zurück, das Auge erholt sich. Kosten je Behandlung: 50 Euro. Eine Operation hätte einige tausend Euro gekostet.

Am nächsten Tag geht es zur Kontrolle. Der Arzt stellt zudem fest, dass sich im Auge ein Herpesvirus befindet und gibt ihr auch dagegen ein Medikament. Nach der zweiten Sauerstofftherapie ist das Auge fast wieder gesund. Dank dem richtigen Medikament gehen auch die Schmerzen und der Juckreiz weg...


Das waren die letzten knapp drei Wochen meiner Frau. Diese knapp drei Wochen haben mir wieder gezeigt, wie toll unser Gesundheitssystem funktioniert. Unser Gesundheitssystem ist scheiße und funktioniert nicht wirklich. Man spart immer am falschen Ende und auf dem Rücken der Patienten. Apotheken verlangen eine Beratungsgebühr von 8 Euro und geben dafür auch noch falsche Medikamnte aus. Ärzte sind nicht ausreichend informiert über Therapiemöglichkeiten und verfügbare Medikamente. Wir bezahlen jeden Monat viel Geld an die Krankenkasse, aber wirklich hilfreiche Behandlungenen muss man selbst zahlen. Dann werden einem 10 Euro Praxisgebühr abgeknöpft und nach Besuch einer anderen Praxis weitere 10 Euro. Die Krankenkasse kassiert also hier auch noch doppelt. Und zu allem Überfluss arbeiten die Krankenkassen auch noch höchst ineffektiv. Zwar bezahlen die Krankenkassen eine teure Operation, eine erheblich günstigere, aber wie immer nicht anerkannte, Therapie muss man selbst bezahlen.

Diese Vorfälle sind kein Einzelfall, sondern kommen häufiger vor als man glaubt... Na ja, frohe Weihnacht!