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Afghanistan

Begonnen von Jake The Rat, 15. Dezember 2009, 12:47:07

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OA-AO

Zitat von: martinf112 am 17. Dezember 2009, 14:40:23
Gehe im Großen und Ganzen mit Deinen Ausführungen konform, auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, daß es besser ist, den Druck (und dass es Druck auf Terroristen geben muß, darüber sollten wir uns doch nun wirklich alle einig sein, oder?!) vor Ort nicht schlagartig weg zu nehmen. In dieses Vakuum würden sich die Radikalen mMn deutlich schneller und professioneller ausfüllen, als uns allen lieb sein kann.

Trotzdem sehe ich einen Widerspruch in Deinem Post. Hier propagierst Du, daß man sich in keinem Land einmischen soll. Ein Aufruf zur (mehr oder weniger) absoluten Autonomie jedes Landes bzw. Volkes.

Zitat von: OA-AO am 17. Dezember 2009, 14:32:19
Mit Bürgerkrieg, ja (da haben wir unsere Beispiele in Europa und Nordamerika), mit dem Einmarsch fremder Truppen niemals. Kein Timbuktu dieser Welt lässt sich von anderen vorschreiben, wie es zu leben hat, sei das Endziel dieses Krieges noch so erstrebenswert.


Allerdings wirfst Du hier den Amerikanern vor, daß sie sich nach dem Scheitern der sowjetischen Invasion bzw. Besetzung Afghanistans hätten mehr kümmern sollen.
Zitat
Diese Suppe müssten die Amis fairerweise selbst auslöffeln, denn die Taliban sind ihr Produkt (v.a. des viel zu langen Wegsehens nach dem Zerfall der Sowjetunion).


Gebe dir Recht, so wie ich es formuliert habe, widerspricht sich das tatsächlich, allerdings nicht bei ausführlicherer Betrachtung der jeweiligen Situationen: Direkt nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hätte man die Chance gehabt, die Taliban zumindest aus dem politischen Geschehen rauszuhalten (damals waren sie ja "nur" eine Randbewegung, keine politische Macht, wie sie es später geworden sind). Alarmierende Zeichen (und das ist noch untertrieben: Es tobte jahrelang ein Bürgerkrieg) gab es ja auch schon vorher, bloß war Afghanistan in der westlichen Wahrnehmung (und hier v.a. der amerikanischen) wie ausgeblendet. Dann einzugreifen, wenn die Taliban die meisten Bevölkerungsschichten durchdrungen und/oder unter Kontrolle gebracht hatten, ist mit einer totalen Umwälzung des gesellschaftlichen Systems verbunden und damit ungleich schwerer zu bewerkstelligen. Die Taliban als distinkte islamistische Bewegung in ihren Anfängen zu stoppen (v.a. wenn es die Afghanen selbst nicht schaffen und man selbst für deren Aufkommen bzw. deren militärische Aufrüstung verantwortlich ist), wäre nicht nur effektiv, sondern auch gerechtfertigt gewesen, jetzt einzumarschieren und die Demokratie "ins Land zu bomben", ist nicht nur wirkungslos, sondern auch höchst kontraproduktiv.
An Saschok lass ich nichts kommen...

martinf112

Gehe im Großen und Ganzen mit Deinen Ausführungen konform, auch wenn ich weiterhin der Meinung bin, daß es besser ist, den Druck (und dass es Druck auf Terroristen geben muß, darüber sollten wir uns doch nun wirklich alle einig sein, oder?!) vor Ort nicht schlagartig weg zu nehmen. In dieses Vakuum würden sich die Radikalen mMn deutlich schneller und professioneller ausfüllen, als uns allen lieb sein kann.

Trotzdem sehe ich einen Widerspruch in Deinem Post. Hier propagierst Du, daß man sich in keinem Land einmischen soll. Ein Aufruf zur (mehr oder weniger) absoluten Autonomie jedes Landes bzw. Volkes.

Zitat von: OA-AO am 17. Dezember 2009, 14:32:19
Mit Bürgerkrieg, ja (da haben wir unsere Beispiele in Europa und Nordamerika), mit dem Einmarsch fremder Truppen niemals. Kein Timbuktu dieser Welt lässt sich von anderen vorschreiben, wie es zu leben hat, sei das Endziel dieses Krieges noch so erstrebenswert.


Allerdings wirfst Du hier den Amerikanern vor, daß sie sich nach dem Scheitern der sowjetischen Invasion bzw. Besetzung Afghanistans hätten mehr kümmern sollen.
Zitat
Diese Suppe müssten die Amis fairerweise selbst auslöffeln, denn die Taliban sind ihr Produkt (v.a. des viel zu langen Wegsehens nach dem Zerfall der Sowjetunion).
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

OA-AO

Ich glaube, dass es diesen Konflikt "Westen" gegen "Taliban" in zunehmendem Maße nicht mehr gibt: Was wir vor uns sehen, ist eine Mobilmachung der "zivilen" Bevölkerung und das ist ein unlösbares Problem, wie ich der Ratte 100%ig Recht geben muss. Der Krieg wird in Afghanistan längst von Bauern/Söldnern geführt (ganz Recht: Am Tag Bauer/Hirte, in der Nacht "Taliban" mit Gewehr im Anschlag), das ist ein "Befreiungskrieg" für die Afghanen und je länger er dauert, desto mehr Leute rekrutiert er. Eine stabile Demokratie mit Krieg errichten? Mit Bürgerkrieg, ja (da haben wir unsere Beispiele in Europa und Nordamerika), mit dem Einmarsch fremder Truppen niemals. Kein Timbuktu dieser Welt lässt sich von anderen vorschreiben, wie es zu leben hat, sei das Endziel dieses Krieges noch so erstrebenswert. Mich nervt es bloß gewaltig, dass Europa jetzt für die Fehler der Großmächte des Kalten Krieges in dieser Region bluten muss. Diese Suppe müssten die Amis fairerweise selbst auslöffeln, denn die Taliban sind ihr Produkt (v.a. des viel zu langen Wegsehens nach dem Zerfall der Sowjetunion). :disappointed: Wir müssen uns endlich eingestehen, dass wir hier nicht die Demokratie an sich verteidigen, sondern die kurzsichtigen Interessen der USA in dieser Region vertreten und das wird immer gefährlicher. Im Grunde bin ich sowieso dafür, dass sich Europa eine starke Eigenstimme im Kreis der "Big Player" verschafft, denn wir haben viel mehr Erfahrung mit Kriegen auf eigenem Boden, weswegen für uns Krieg immer nur letztes Glied in der Außenpolitik sein kann, für die Amis (gilt aber auch für Russland, China, etc.) ist es fast das allererste Mittel des außenpolitischen Drucks. Die USA haben einen riesigen Schaden in Mittelasien angerichtet und ich will erst gar nicht daran denken, was passiert, wenn dieses "Buschfeuer" auch noch die Atommacht Pakistan in vollem Umfang einnimmt.   
An Saschok lass ich nichts kommen...

Versicherungsfuzzi

...is nen Land in Asien

martinf112

Selbstverständlich muß man den Druck auf die Terroristen hoch halten. Sich zurück zu ziehen würde bedeuten, ihnen den bequemen Weg zu bereiten. Das kann doch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen werden. Daß die Gründe für den Terrorismus durchaus auch im Westen selber begründet liegen; der Westen durch Imperialismus und ausufernden Kapitalismus in gewissem Maße selbst schuld ist, liegt für mich klar offen. Aber deshalb darf man doch die aktuelle Situation nicht verklären und resigniert den Heimweg antreten.
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

Sundin

Mit Panzern kann man da nur schlecht was erreichen, da sich die Taliban meistens in den Gebirgen verstecken. Wenn sich die USA aus Afghanistan zurückzieht wandern die Terroristencamps doch sowieso wieder dorthin, also ist der Krieg sinnlos.

Jake The Rat

Was für stabile Nachbarländer? :confused:  Meinst du damit Iran oder Pakistan? :rolleyes:  
Diesen Krieg kann man nicht gewinnen wie andere: man fügt den feindlichen Streitkräften schwere Verluste zu, erobert die Hauptstadt & das war's. Das funzt in Afghanistan nicht. :disappointed:  Um diesen Krieg zu gewinnen, muss man die Taliban restlos vernichten. Kann man das? Ich glaube nicht, & ich glaube auch nicht, dass das sonst jemand glaubt. Also: nix wie raus. Denn nur um 1e kleptokratische Marionettenregierung zu installieren, lohnt es den Aufwand nicht. :finger:  
Es ist auch völlig sinnlos, da irgendwas aufbauen zu wollen. Wozu Schulen bauen, die von den Taliban = wieder in die Luft gej8 werden -  & hierzulande bröckelt der Putz von den Wänden & rieselt den Kindern auf die Bücher. :disappointed:
Sowie die Amis mit ihren Hilfstruppen abziehen - & das müssen sie früher oder später - versinkt da alles im Chaos, denn es ist völlig aussichtslos, jemals 1en selbsttragenden, stabilen Staat Afghanistan zu errichten. Aber dazu müssten sich die Amis erstmal von ihren Allm8sphantasien verabschieden & 1sehen, dass es Probleme gibt, die grundsätzlich unlösbar sind. Sich trotzdem mit gigantischem Aufwand um 1e Lösung zu bemühen & darüber andere, eventuell lösbare Probleme liegenzulassen, ist Dummheit.
Um es mal ganz überspitzt & zynisch zu formulieren: Frieden in Afghanistan gibt es nur mit Atombomben: wenn alle tot sind, dann ist Frieden. :devil:  (Nicht, dass ich das im Ernst vorschlage, ich will damit nur ausdrücken, für wie hoffnungslos ich diesen Fall halte.)
Gedanken sind nicht stets parat,
man schreibt auch, wenn man keine hat.
(Wilhelm Busch)

CETERVM CENSEO COLORADINEM ET VEGAM ESSE DELENDAM

Hasek39

Frage meinerseits, gibt es Osama überhaupt noch?? Gates hat doch zugegeben seit Jahren vom alten Mann nichts mehr gehört zu haben... Nee die ganze Sache ist irgendwie ganz gewaltig aus dem Ruder gelaufen, allerdings ist mein Standpunkt zum Afghanistan Einsatz ein anderer.

Robustes Kampfmandat, Haubitzen und auch wenns sein muss Leopard II Panzer anfordern. Kein einfach ruck zuck raus, sondern ein Abzug mit System. Sonst geht das wirklich ganz den Bach runter und die ganze Region liegt dann wirklich in Trümmern, auch die Stabilen Nachbarländer könnten dann gewaltig Probleme bekommen.

leeroy kincaid

dafür gabs nen friedens-nobelpreis  :rolleyes:
"There's some donkey in Denver..." Big Bert

martinf112

8 Jahre. Aber was hat Osama (der nach der Meinung viele Experten schon längst nicht mehr als eine Propagandafigur der Islamisten ist) mit Afghanistan zu tun? Daß Bin Laden nicht (mehr) dort ist, dürfte klar sein. Und daß die USA nicht verstärkt in Pakistan nach ihm suchen, macht mMn Bin Ladens nachrangige Bedeutung deutlich. Ihn zu fangen wäre "nur" Genugtuung für 9/11, nicht mehr, nicht weniger.
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

Sabres90

Ich möchte mal meine kurze Meinung loswerden: Die Amis sind mit rund 10.000 Mann da drüben im Einsatz, Engländer glaub ich um die 5.000 - 7.000 ... hinzu kommen noch andere Armeen wie aus Italien und Deutschland ... rechnen wir nach dem aktuellen Stand alles hoch, ist die ''Welt'' mit rund 25.000 - 30.000 Leuten in Afghanistan im Einsatz ... von Ruhe bzw. dem Sieg über die Taliban keine Spur!

Von daher kann ich nur den  :disappointed: und  :pillepalle: Smiley setzen, was diesen Krieg angeht ... die Taliban hat sich doch schon unlängst ins Fäustchen gelacht ... und wie war das, die Amis wollen sich Osama holen? Wie lange ist das her? 7 Jahre? 8 Jahre?
:huldigung:#2 Duncan Keith ... #34 Miikka Kiprusoff :huldigung:

Flames1848

Zitat von: martinf112 am 16. Dezember 2009, 13:56:32
Zitat von: Sundin am 15. Dezember 2009, 16:03:58
Schön, nachdem dann die USA, UK, und Deutschland Afghanistan erobert haben können sie gleich nach Pakistan weiterziehen wo nun Terroristen ausgebildet werden. Es macht keinen Unterschied ob sich die Terroristen nun in Afghanistan oder Pakistan ausbilden lassen, ausgebildet werden sie so oders so. Nur durch diese kriegerischen Aktivitäten macht man sich die Terroristen noch mehr zum Feind.
Sehe ich komplett anders. Klar werden die Terroristen dann woanders ausgebildet, aber deshalb darf man ja gerade nicht aufhören, ihnen die Grundlagen zu zerstören. Mit Deinem Argument könntest Du ja quasi ne Dschihad-Basis in Berlin aufmachen, denn ausgebildet werden die Terroristen ja eh, warum also nicht direkt vor Ort, dann ist die Anreise zu den Anschlägen auch nicht so schwierig...  :augenzwinkern:

Nicht zu vergessen das 93% des Heroins aus afghanischem Anbau stammen....
Hövelgriller auf Instagram --> https://www.instagram.com/hoevelgrillerbbq/

martinf112

Zitat von: Sundin am 15. Dezember 2009, 16:03:58
Schön, nachdem dann die USA, UK, und Deutschland Afghanistan erobert haben können sie gleich nach Pakistan weiterziehen wo nun Terroristen ausgebildet werden. Es macht keinen Unterschied ob sich die Terroristen nun in Afghanistan oder Pakistan ausbilden lassen, ausgebildet werden sie so oders so. Nur durch diese kriegerischen Aktivitäten macht man sich die Terroristen noch mehr zum Feind.
Sehe ich komplett anders. Klar werden die Terroristen dann woanders ausgebildet, aber deshalb darf man ja gerade nicht aufhören, ihnen die Grundlagen zu zerstören. Mit Deinem Argument könntest Du ja quasi ne Dschihad-Basis in Berlin aufmachen, denn ausgebildet werden die Terroristen ja eh, warum also nicht direkt vor Ort, dann ist die Anreise zu den Anschlägen auch nicht so schwierig...  :augenzwinkern:
Auf meinem Sterbebett werde ich dann Avs-Fan, dann stirbt wenigstens einer von denen...

Flames1848

ZitatEs herrscht Krieg, kein "bewaffneter Konflikt", der durch "robuste Mandate" gelöst werden kann! Und im Krieg gibt es keine "Getöteten" sondern Gefallene, nicht mehr und nicht weniger.

So ist es. Und so lange unsere Regierung das nicht so sieht, spare ich mir jegliche Diskussion darüber.
Hövelgriller auf Instagram --> https://www.instagram.com/hoevelgrillerbbq/

Sundin

Zitat von: martinf112 am 15. Dezember 2009, 14:50:54
Zitat von: Sundin am 15. Dezember 2009, 14:43:23
Wird unsere Sicherheit wirklich in Afghanistan verteidigt, oder eher gefährdet? Ich bin der Meinung das unsere Sicherheit dort eher gefährdet wird. Es gibt doch genügend Videos wo die Taliban auf Rache schwört, wenn die deutschen Soldaten nicht abziehen sollten. Anschläge gab es doch bisher nur in Ländern die etwas mit Afghanistan zu tun haben, in den anderen Ländern hab ich nie was von terroristischen Anschlägen gehört.

Glaubst Du aber ernsthaft, daß die Taliban keine Anschläge in D, UK, FR oder gar USA machen würden, wenn diese Länder keine Truppen dort stationiert hätten?! Im Gegenteil, mMn würde sich dort in Windeseile ein Terroristenausbildungscamp nach dem anderen bilden und es würde mittelfristig deutlich mehr Anschläge als bisher geben.

Schön, nachdem dann die USA, UK, und Deutschland Afghanistan erobert haben können sie gleich nach Pakistan weiterziehen wo nun Terroristen ausgebildet werden. Es macht keinen Unterschied ob sich die Terroristen nun in Afghanistan oder Pakistan ausbilden lassen, ausgebildet werden sie so oders so. Nur durch diese kriegerischen Aktivitäten macht man sich die Terroristen noch mehr zum Feind.